Bergpredigt

Bergpredigt
Bẹrg|pre|digt 〈f. 20; unz.〉 eine Predigt Christi (Matth. 5-7)

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Bẹrg|pre|digt, die <o. Pl.> (christl. Rel.):
auf einem Berg gehaltene, bedeutungsvolle Predigt Christi.

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Bergpredigt,
 
im Neuen Testament (Matthäus 5-7) mitgeteilte und auf einen nicht näher bezeichneten Berg in Galiläa verlegte Rede Jesu. Matthäus hat die Bergpredigt aus Sprüchen Jesu nach einer älteren Quelle zusammengestellt. Die Rahmenrede, eingeleitet durch die Seligpreisungen und beschlossen durch das Doppelgleichnis vom klugen und törichten Baumeister, findet sich auch bei Lukas (Lukas 6, 20-49) als Feldrede, während Lukas den übrigen Inhalt der Bergpredigt auf andere Zusammenhänge verteilt. Die Bergpredigt beschreibt in den Seligpreisungen die Art derer, die am Gottesreich teilhaben, um dann Jesu Stellung zum Gesetz und den Propheten, die vollkommene Gerechtigkeit und die rechte Frömmigkeit - hier wird das Vaterunser eingeschoben - darzulegen; daran schließen sich Mahnungen zum Aufgeben der Sorge um das Irdische und sonstige Spruchgruppen.
 
Die von Jesus verkündigte Vollkommenheit liegt im Verzicht auf Besitz, auf Gewalt, auf Durchsetzung der eigenen Rechtsansprüche. Sie ist zusammengefasst im Gebot der unbedingten Nächstenliebe bis hin zur Liebe des Feindes. Die Geschichte der Auslegung des Neuen Testaments zeigt eine Fülle unterschiedlicher Interpretationen der Bergpredigt insbesondere hinsichtlich der Fragen, ob sie für jeden Christen absolut gilt und ob sie nur den Einzelnen als Glied des Gottesreiches meint oder auch die soziale Ordnung der irdischen Reiche umgestalten will. Grundsätzlich muss für ein Verständnis der Bergpredigt der eschatologische Charakter der Verkündigung Jesu allgemein berücksichtigt werden; dennoch kann sie nicht als Ethik angesehen werden, die nur angesichts des nahen Gottesreiches gültig ist (»Interimsethik«). Während die Reformatoren die Unerfüllbarkeit der in der Bergpredigt ausgesprochenen Ethik betonten (Vorschriften, an denen das menschliche Scheitern deutlich werden soll), hält die katholische Theologie zum einen die Bergpredigt grundsätzlich als ethische Norm für verpflichtend, zum anderen geht sie davon aus, dass ihre vollständige Erfüllung nur Jesus gelang. Neben der kirchlichen findet sich von Anfang an eine radikale Auslegung der Bergpredigt, die ihre wörtliche Durchführung im sozialen Bereich verlangt, z. B. im Montanismus, bei den Waldensern, bei L. N. Tolstoj. In jüngster Zeit wird innerhalb der Friedensbewegung und angesichts einer zunehmenden Kritik an der weltweiten Aufrüstung erneut die Aktualität der Bergpredigt diskutiert und die Frage gestellt, ob sie mit ihren Forderungen nach Gewaltverzicht und Feindesliebe als verpflichtende Handlungsanweisung angesehen werden kann.
 
 
F. W. Kantzenbach: Die B. Annäherung - Wirkungsgesch. (1982);
 P. Lapide: Die B. - Utopie oder Programm? (1982);
 
Nachfolge u. B., hg. v. J. Moltmann (21982);
 
Die B. Utop. Vision oder Handlungsanweisung?, hg. v. R. Schnackenburg (21984);
 U. Berner: Die B. Rezeption u. Auslegung im 20. Jh. (31985);
 F. Alt: Frieden ist möglich. Die Politik der B. (271991).
 
Weitere Literatur: Matthäusevangelium, Lukasevangelium.
 

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Bẹrg|pre|digt, die <o. Pl.> (christl. Rel.): auf einem Berg gehaltene, bedeutungsvolle Predigt Christi.

Universal-Lexikon. 2012.

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